Soziale Funktion im Kinderhort: Beton wie “zerknittertes Papier”!

Swimmgpool im Sommer, Rodelhang im Winter, Sandkisten, ein herrlicher Garten mit alten Linden und ein modernes Gebäude mit viel Raum zum Wohlfühlen – das klingt nach dem Traum von jedem Kind. Im ältesten Innsbrucker Stadtteil St. Nikolaus wird er wahr: im Schülerhort Kaysergarten.

Seit 2008 begeistert der Neubau nicht nur Heranwachsende. Es ist ein modernes Gebäude aus Sichtbeton, Stahl und Glas, das auch zum beliebten Ziel von Architektenführungen geworden ist. „Der Schülerhort Kaysergarten ist ein Paradebeispiel für moderne Architektur, die sich an Kinder und deren individuellen Bedürfnisse anpasst,“ sagt Brigitte Berchtold vom Amt für Kinder und Jugendbetreuung Innsbruck.

Schülerhort mit Tradition

Fast 90 Jahre besteht der Hort am Fuße der Innsbrucker Nordkette – sein Neubau wurde nach einem Entwurf von Architekt Johannes Wiesflecker realisiert. Er gewann den von der Stadt Innsbruck 2005 ausgeschriebenen Wettbewerb. Mitentscheidend dafür war, dass er das räumliche Umfeld des Hortes in die Planung mit einbezog. „Wichtig war mir dabei besonders, den Hort nicht zur Straße und zum Inn hin abzuschotten. Schließlich haben wir hier einen großartigen Raum,“ sagt Wiesflecker.

Für Kinder ist die räumliche Umgebung äußerst wichtig

Man spürt es schon, wenn man zur Tür hereinkommt: Das Raumprogramm für die gut 75 Kinder ist großzügig angelegt. Im zweigeschoßigen Foyer bereiten helle Sichtbetonwände und -decken und raumhohe Glasfronten einen freundlichen Empfang. Entlang der Straße verläuft innen eine Betonbank, auf der die Kinder gerne sitzen, bevor sie abgeholt werden. Im Kaysergarten wird ganztägig betreut, die Kinder verbringen hier sehr viel Zeit. Das macht die räumliche Umgebung überaus wichtig.

Beton schafft eine gute Atmosphäre

Äußerst behaglich und fast höhlenartig wirkt der Bewegungsraum. Seine Wände und Decken besitzen eine Oberflächenstruktur, die an zerknittertes Papier denken lässt. Es handelt sich dabei um reinen Sichtbeton. Der „Papier-Effekt“ entstand durch Matrizen, die auf die Oberfläche von Schalungen angebracht und anschließend mit Beton ausgegossen wurden. Das Sichtbetonergebnis stellt einen Abdruck der Matrizenoberfläche dar. So können beliebige Oberflächen aus Sichtbeton geschaffen werden. „Diese Struktur bietet nicht nur Akustikvorteile, sondern auch eine wahnsinnig schöne Optik,“ sagt Wiesflecker. Es war das erste Mal, dass der Architekt Strukturmatrizen anwendete. „Das war eine technische Herausforderung. Durch die intensive Kommunikation zwischen den Betontechnologen und Planern haben wir das aber hervorragend hingekriegt,“ erzählt der Architekt.

Architektur für Kinder begeistert auch Erwachsene

Kinder können sich im Hort austoben, gleichzeitig gibt es in den Innen- aber auch Außenräumen viele Rückzugsmöglichkeiten. Die Architektur richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Kinder. Unterschiedliche Materialien schaffen visuelle Anregung – Glas, Holz, Stahl und: Beton in vielfältiger Form. Der Werkstoff hat eine hohe soziale Kompetenz und ist nachhaltig im Alltag.

„Für die Verwendung von Beton spricht vieles“ 

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Blickt man in Architekt Wiesfleckers Portfolio, ist man nicht erstaunt: „Beton ist eines meiner Lieblingsmaterialien“, sagt er. Und das nicht nur aus optischen Gründen: „Sichtbeton ist ein Material, das eine irrsinnig schöne Patina bekommt.“ Auch aus technologischer Sicht spricht für Wiesflecker viel für Beton: „Man kann zum Beispiel thermische Bauteilkühlung mit verarbeiten. Und durch die Masse besteht im Sommer eine Trägheit gegen Hitze.“

Es erstaunt nicht: Der Schülerhort Kaysergarten wird ganzjährig geführt. Im Sommer ist er einer von zwei Horten, die über die Ferien hinweg betreuen. „5-Sterne-Ferienbetreuung“, so nennen das die Innsbrucker liebevoll.