ÖKOBILANZ UND BETON-PRODUKTION: NACHHALTIGKEIT!

Wie schneidet Beton denn eigentlich genau ab in der Ökobilanz? Was tut die Zementindustrie für die CO2-Reduzierung? Wie schneidet Beton beim Verbrauch von „Primärenergie“ ab? Und wie nachhaltig ist Beton nun tatsächlich? Nach allen Kriterien kommen die Experten zu dem Schluss: Beton schneidet so gut wie immer überdurchschnittlich ab!

Was ist das überhaupt: Nachhaltigkeit? Wie für viele Begriffe, so existiert auch hier eine international gültige Definition. Eine UN-Kommission definierte den Begriff Nachhaltigkeit 1987 so:  „Nachhaltigkeit heißt, den Bedürfnissen der heutigen Generation zu entsprechen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“

Nachhaltig heißt, sorgsam mit Ressourcen umzugehen

Beim Bauen heißt Nachhaltigkeit also in erster Linie, dass behutsam mit den natürlichen Ressourcen umgegangen werden soll. Dazu zählen die Zusammensetzungen der Baustoffe ebenso wie Energie für Heizung, Licht und Instandhaltung. Innerhalb der Europäischen Union werden etwa 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs für die Gebäudenutzung aufgewendet.

Beton als nachhaltiger Gesellschafts-Beitrag

Ein nachhaltiges Vorgehen beim Umgang mit Gebäuden führt zu langfristigen Vorteilen für die Gesellschaft. Beton besteht aus Gesteinskörnung – Kies oder gebrochener Naturstein und Sand –, gemischt mit Wasser, Zement, Zusatzstoffen und Zusatzmitteln. Er verfügt über wertvolle Eigenschaften, die einen wesentlichen Beitrag zu Marksteinen des nachhaltigen Bauens leisten können – zum Nutzen der Menschen, der Umwelt und der Gesellschaft in allen sozialen Belangen.

Wenn Fachleute über die Nachhaltigkeit in der Beton-Produktion sprechen, ist bald die Rede vom Verbrauch von „Primärenergie“. Das ist die Energie, die durch natürlich vorkommende Energieformen oder -quellen zur Verfügung steht. Zu den Primärenergien zählen etwa Kohle, Gas oder Wind.

Beton mit guter Bilanz bei der Primärenergie

Da Zement als hydraulisches Bindemittel für die Betonproduktion verwendet wird, leidet da natürlich die Bilanz des Primärenergie-Verbrauchs: Durch Zusatzstoffe wie Hüttensand, Flugasche und Kalkstein erhält Zement – und damit auch der Beton – verschiedene chemische und physikalische Eigenschaften. Das macht den Beton so vielseitig. Allerdings macht Zement einen eher kleiner Bestandteil der Betonmasse aus, nämlich nur gut zehn Prozent.

Wissenschaftliche Untersuchung: Betonrohre wurden ausgiebig untersucht

Schon 1995 ließ die Niederösterreichische Landesregierung die ökologischen Aspekte von Betonrohren gründlich prüfen. Ziel war es, dass ein ökologischer Leitfaden entsteht, der für offizielle Stellen klare Entscheidungshilfen liefert. Da ausreichend detailliertes Datenmaterial vorlag, konnte die österreichische Zementindustrie die für den ökologischen Vergleich von Rohren aus verschiedenen Werkstoffen geforderten Werte schnell liefern. Die TU Wien zog ihre Schlüsse aus der Datenzusammenstellung und der Gegenüberstellung der Rohrmaterialien – mit eindeutigem Ergebnis.

Greenpeace Österreich: „Beton ist ein Zehnkämpfer!“

Rohre aus Beton wiesen in sieben von zehn Bewertungskriterien teilweise mit großem Abstand die geringsten Belastungen auf. Nicht umsonst bekam der Baustoff Beton von der weltweit aktiven Umweltorganisation Greenpeace den Beinamen „Zehnkämpfer“! Wie man die Aktivisten kennt, durchleuchtete Greenpeace Österreich die Studie minutiös. Die Daten wurden dabei zwei Bewertungssystemen unterworfen. Heraus kam ein eindeutiges Ranking: Guss und Beton sind überwiegend in der geringsten Belastungsklasse zu finden – also überdurchschnittlich oft in der besten Kategorie.

Bessere Bilanz: Zementindustrie reduziert CO2!

Die Verfahrenstechnik der Zementproduktion lässt sich in Österreich kaum verbessern – die Entwicklung ist dermaßen weit fortgeschritten, dass das Potenzial der CO2-Minderung durch weitere Optimierung von Ofen- und Mahlanlagen praktisch erschöpft ist. Dennoch lassen sich die Emissionen verringern: Zum einen können stärker sekundäre Brennstoffe verwendet werden – also Brennstoffe, die aus Abfällen gewonnen werden. Außerdem kommt der Herstellung von Zementen mit mehreren Hauptbestandteilen – als Klinkerersatz – eine besondere Bedeutung zu.

Weniger Klinker im Zement: Österreich als europäischer Vorreiter

Österreich hat im Vergleich zu anderen europäischen Ländern schon längst weniger Klinkergehalte im Zement – und damit einen vergleichsweise niedrigen spezifischen CO2-Ausstoß. Weitere Reduktionen, wie sie im Rahmen des Emissionshandelssystems erforderlich werden, sind also für die heimische Zementindustrie schwieriger zu realisieren als für andere EU-Länder. Durch seine Vorreiterrolle droht Österreich eine höhere Kostenbelastung, was natürlich auch den Wettbewerbsdruck erhöhen würde.

Projektziel vor Augen: 500.000 Tonnen weniger CO2-Ausstoß!

Auf ein spezielles Projekt in unserer Alpenrepublik schaut nun ganz Europa: Es soll geklärt werden, wie ein neuer Zement zusammengesetzt sein muss, damit schädliche Emissionen verringert werden – gleichzeitig aber alle relevanten mörteltechnischen Anforderungen gemäß Zementnorm und Beständigkeitsanforderungen erfüllt bleiben. Untersucht wird, ob und wie durch Optimierung der Feinstkörnung – Sieblinie, Kornform, Rauhigkeit der Kornoberfläche – der Klinkergehalt im Zement etwa durch die Zugabe optimierter Kalksteinmehle gesenkt werden kann.

Im ersten Schritt des Projektes wurden die Potenziale der unterschiedlichen Zement-Hauptbestandteile durch mörteltechnische Untersuchungen evaluiert. Danach geht es um die Untersuchung der Ergebnisse – umfangreiche Betonversuche sollen Festigkeit, Dauerhaftigkeit und Verarbeitbarkeit testen. Und schließlich geht es darum, den Nachweis zu erbringen, dass normgerecht zusammengesetzter Beton auch mit diesen neuen Zementen alle positiven Eigenschaften behält. Dazu zählt auch die Frage: Werden noch alle relevanten Normen und Richtlinien erfüllt? Geht alles gut, wird ein Zement mit einem bis zu 15 Prozent geringeren CO2-Ausstoß die internationalen Märkte revolutionieren!

Derzeit emittiert die österreichische Zementindustrie jährlich einen Ausstoß von etwas mehr als drei Millionen Tonnen CO2. Das Projekt hat daher das Potenzial, bis zu einer halben Million Tonnen CO2-Ausstoß einzusparen – ein großer Schritt in eine saubere Zukunft!