Variantenreicher Beton: Begegnungsort Brücke

Die Erneuerung der Aufstiegsanlagen in Mayrhofen in Tirol stellte das gesamte Verkehrssystem der Gemeinde vor eine neue Herausforderung. Es hieß, das Liniennetz der Skibusse neu zu organisieren und den Verkehr im Ortskern zu beruhigen. Als Teil dieses Konzepts ist die Ahornbrücke entstanden, ein integrales Bauwerk in Beton – mit Brückenhaus –, das zum Verweilen einlädt.

Die neue Penkenbahn im Zillertaler Skiort, ausgestattet mit dem modernsten Seilbahnkonzept, bringt stündlich bis zu 3.500 Skifahrer zur Bergstation und wieder ins Tal. Um einen reibungslosen Ablauf der Mobilität zu gewährleisten, mussten bereits im Vorfeld die entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden. Aus der neuen Trasse für den Skibus hat sich strategisch die Positionierung der Ahornbrücke ergeben. Sie überquert den Fluss Ziller und verbindet die Zillerlände mit der Ahornstraße.

Markanter Blickfang

Meist ohne gestalterischen Anspruch ausgeführt, ist es umso bemerkenswerter, wenn für eine Brücke auch eine ästhetisch durchdachte Lösung beansprucht wird. Wenige Materialien kamen zum Einsatz, entstanden ist ein archaisches Bauwerk, das mit seiner Schlichtheit einen eleganten, architektonischen Akzent setzt. „Wir haben die Fahrbahn durch einen Fußweg mit öffentlich kommunikativem Charakter erweitert“, so Antonius Lanzinger von M9 Architekten, die für die Planung verantwortlich zeichnen; „Die Brücke soll zum Verweilen einladen und ist als raumbildende Erweiterung konzipiert“. Daraus ist das „Brückenhaus“ entstanden, eine nach Westen geöffnete, im Grundriss trapezförmige überdachte Konstruktion, die ostseitig mittels großformatiger Öffnungen Durchblicke in die Landschaft gewährt.

Reduzierte Materialien

Zum Ausgleich der Höhenunterschiede im Gelände haben die Planer zur Überbrückung nicht den kürzesten Weg gewählt, sondern jenen, der annähernd die horizontale Lage des Fahrstreifens ermöglicht. Klar und minimalistisch zeigt sich der Einsatz der Materialien Beton, Holz und Stahl. Konstruktion und Brüstung sind in anthrazit gefärbtem Ortbeton ausgeführt. Allein der Bereich des Fußwegs wird durch die Materialsprache hervorgehoben: Eichenholz für den Bodenbelag und die Innenverschalung des Brückenhauses, ockerbraune Einfärbung der Betonbrüstung, die nur 70 cm hoch ist, um einen ungehinderten Ausblick in den Naturraum sicherzustellen. Der Ausgleich für die erforderliche Höhe wird durch den Handlauf aus Stahl gegeben. Die Einfärbung des Ortbetons wurde mit gebrauchsfertigen Pigmentsuspensionen vorgenommen. Die Pigmente basieren auf Eisenoxyd und sind licht- und wetterbeständig. Für den Anthrazit-Farbton erfolgte eine Zudosierung von 4% schwarzen Pigmenten. Der Braun-Farbton ergab sich aus einer Mischung von braunen und schwarzen Pigmenten.

Integrale Konstruktion in Ortbeton

Sowohl aus gestalterischen Motiven, als auch aus Gründen der Dauerhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit haben sich Architekt und Statiker für eine Konstruktion aus Beton entschieden. Die Ahornbrücke ist ein Spannbeton-Plattentragwerk mit einer Stützweite von 27 und einer Gesamtbreite von bis zu 14 Metern. 6 Meter breit ist die Fahrspur, die sich im Grundriss zur Zillerlände hin trichterförmig öffnet, eine Notwendigkeit die sich durch die Enge der Straßen ergeben hat, damit die Schleppkurve für Busse gewährleistet wird. Der Fußgängersteig hat eine Breite von 2 bis 3 Metern. Für die Fundierung wurden 14 Bohrpfähle aus Stahlbeton mit einem Durchmesser von 120 cm und einer Länge von 12 Metern eingesetzt. Als integrale Brücke ohne bewegliche Brückenteile wie Lager und Fahrbahnübergänge ist ein langlebiges Bauwerk entstanden.

Projektdaten:

Bauherr: Mayrhofner Bergbahnen AG
Architektur: M9 Architekten Lanzinger, Innsbruck
Projektleitung: Antonius Lanzinger
Statik: Bernard Ingenieure ZT GmbH, Hall in Tirol
Projektleitung Statik: D.I. Christian Wollinger
Konstruktion: Spannbeton Plattentragwerk
Ortbeton: Bodner Baugesellschaft m.b.H. & Co. KG, Kufstein
Baubeginn: 2014
Fertigstellung: 2015
Stützweiten: 27 m
Brückenbreite: 13 – 30 m

Bildlink: http://photoservice.studiobaff.com/Architecture/BMÖ-Lanzinger-Architekten

Fotocredits: David Schreyer, www.schreyerdavid.com