Der Sohn als Architekt: Was für ein Haus für die Eltern!

Dass ein begrenztes Budget und exzellente Architektur keine Gegensätze sein müssen, beweist ein Blick in die Schweiz. Die ist zwar für manche Errungenschaft bekannt – aber nicht für günstige Baupreise. Der Architekt Philipp Wieting von „Werknetz“ in Zürich wollte zeigen, dass preiswertes Bauen und erstklassige Architektur zusammenpassen – und nahm die sportliche Herausforderung sehr persönlich: Es ging um das Haus seiner Eltern.

Die bewohnten zuvor ein klassisches Sichtbetonhaus  aus den Siebzigerjahren und schätzten dessen Annehmlichkeiten sehr. Für nur zwei Personen war das Haus jedoch zu weitläufig und im Unterhalt zu teuer geworden. So reifte der Plan, dem Haus ein jüngeres, schlankeres Bauwerk entgegenzusetzen. Finanziell abgesichert wurde das Projekt durch den Verkauf eines Grundstücksanteils. „Wir haben uns ganz bewusst ein Budget gesetzt. Denn mehr ausgeben, als wir durch Verkleinerung einsparen, wollten wir auf gar keinen Fall,“ erklärt Philipp Wieting seine Planung.

Traum: Sichtbetonhaus

Dem Sohn gelang es, den lang gehegten Traum der Mutter von einem Atriumhaus zu erfüllen – trotz beschränkter Fläche. So umgibt eine Schale aus eingefärbtem Sichtbeton das Erdgeschoss. Dort öffnen sich Wohn-, Koch- und Essbereich zu einem Innenhof, der durch eine aluminiumverkleidete Betonmauer vom Carport abgetrennt ist.

Wunderbares Panorama

Die Fläche weitet die Lebensbereiche ins Freie aus und lässt zudem Platz für eine Abstellkammer. An schönen Tagen stellt der Innenhof den lebendigen Mittelpunkt dar. Das Gästezimmer mit eigenem Waschraum und das Erdgeschoss-WC sind vom Eingangsbereich zu erreichen, sind also abgetrennt von der Gemeinschaftsfläche. Im Obergeschoß verschmelzen Schlafzimmer und Master-Bad durch eine frei im Raum stehende Designer-Badewanne und versetzte Waschgelegenheiten zu einem privaten Rückzugsraum. Vom Balkon aus blickt man auf den Innenhof – wenn sich das Auge nicht auf die Reise in die umliegende Berglandschaft begibt.

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Große Architektur für kleines Budget

Ein weitläufiger – unterteilbarer – Arbeitsbereich schließt den Privatbereich nach Süden hin ab. „Meine Eltern haben jetzt mit 145 Quadratmetern Wohnfläche ein stattliches Haus, das genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Und mit Baukosten von 1460 Euro je Quadratmeter haben sie einen für die Schweiz moderaten Preis dafür bezahlt“, sagt Wieting, „wir haben bei den Materialien eher auf die Kontraste von Edlem und Günstigem gesetzt als auf durchgängiges Mittelmaß.“ So erreichte der Planer sein Ziel: Kleines Budget und große Architektur schaffen gemeinsam ein individuelles Haus. Die Eltern danken es ihm.