Komplexe Freiheit: Einfamilienhaus RnEVE in Mönchhof

Auf einem kleinen Grundstück in Hanglage errichteten ad2 Architekten einen komplexen Wohnbau, der nicht nur Lebensraum für eine Familie mit zwei Kindern bietet, sondern im Eingangsgeschoß mit einer großzügigen Ebene auch für die Passion der Bauherrn – Wein und dessen Verkostung – Platz birgt. Außen schwarz umhüllt, zeigt sich der Baukörper straßenseitig kompakt. Im Westen eröffnen sich raffinierte Aus- und Durchblicke zu den Weingärten hin und gewähren einen außergewöhnlichen Blick zum Neusiedler See.

Die schmale Bauparzelle liegt zwischen der A4-Autobahnzubringer und weitreichenden Flächen, die dem Weinbau gewidmet sind. Hangneigung, Zugang zur Straße und Fernblick zum See waren hier die bestimmenden Entwurfsfaktoren. Der Übergang von der urbanen Landschaft mit gewerblicher Bebauung zur Naturlandschaft wurde von den Architekten in einer präzisen horizontalen Schichtung der Funktionen aufgenommen. Die Neigung des Geländes findet sich sowohl in der vertikalen Erschließung als auch in der zum Hang hin abgrenzenden, schrägen Außenmauer wieder.

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Markanter Treppenaufgang

Eine zentrale, fast sakral anmutende Treppe unterteilt den Grundriss in zwei Zonen und dominiert den rechten Teil, der sich großzügig und offen über drei Ebenen erstreckt. Im Erdgeschoß – hier betritt man das Gebäude straßenseitig – befindet sich ein Weinkeller mit Verkostungsbereich.

Eine Galerieebene mit gesondertem Stiegenaufgang soll als Gästezimmer genutzt werden. An der linken Seite des Treppenaufgangs sind im Erdgeschoß – mit separatem Zugang – Garage und Technikraum untergebracht, im ersten Geschoß Garderobe, Abstellräume und Waschküche. Über die gesamte Fläche des zweiten Obergeschoßes, auf dessen Ebene der Hang überwunden ist, erstreckt sich der Wohnbereich der Familie: offene Küche, Essbereich und Wohnzimmer sowie Schlafräume und Bäder. Raumhohe Glaselemente bilden hier den Übergang in die Naturlandschaft und lassen Außen und Innen miteinander verschmelzen.

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Puristisches Interieur: Sichtbeton und Holz

Das bestimmende Material des Innenraums ist Sichtbeton. Wände und Decken sind aus roh belassenem Ortbeton. Der durchgehende Boden wurde mit transparentem Lack behandelt und in den Nasszellen verfliest. Die durch die Schalung entstandene Maserung der Oberflächen verleiht dem Ambiente Authentizität und Lebendigkeit. „Beton ist für uns ein natürlicher Baustoff mit starkem Charakter, dessen Oberfläche sich hochwertig gestalten lässt und den Innenräumen eine wohnliche Atmosphäre verleiht“, so die Architektin Andrea Dämon. Der dominante Treppenaufgang ist aus vorgefertigten Betonelementen und wurde vor Ort ebenso transparent lackiert. „Beton war für dieses Haus das optimale Material, das auch perfekt zu den Bauherren passt.“ Die Zwischenwände bestehen aus zweischaligen OSB-Platten, die grau gestrichen, farblich mit den Betonwänden harmonieren und durch ihre Optik den großformatigen Flächen Ausdruck verleihen. Schränke und Küchenmöbel wurden aus lackierten MDF-Platten maßgefertigt.

Mehrwert Bauteilaktivierung

Der großzügige offene Raum, der vom Erdgeschoß bis in das zweite Obergeschoß reicht, wird durch eine frei stehende Betonwand durchbrochen. Gekonnt haben sich die Architekten hierbei die Bauteilaktivierung zur Heizung und Kühlung des Gebäudes zunutze gemacht und damit die ideale Lösung für die Behaglichkeit des beachtlichen Volumens gefunden. Auch die Decke im Elternbad ist bauteilaktiviert. Ergänzend sind alle Räume mit Fußbodenheizung ausgestattet, die sowohl durch Erwärmung als auch durch Abkühlung ein optimales Raumklima schafft.

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Offenheit und Luftigkeit

Gleich mehrfache Funktionen erfüllen der Fassade vorgesetzte Lamellen – einerseits als konstruktive Elemente, andererseits gegen Hitze sowie gegen unerwünschte Einblicke – ermöglichen sie gleichzeitig eine optimale, natürliche Belichtung ebenso wie eine erstaunliche Balance zwischen Offenheit und Intimität. Der Neubau strahlt gleichzeitig äußerlicher Kompaktheit und offene Großzügigkeit aus. Den Architekten ist es gelungen, die diffizile topografische Ausgangslage bestens zu nützen und einen perfekten Übergang zwischen urbanem und ländlichem Raum zu spannen.