Kirchdorf: Emissionsärmtes Zementwerk der Welt

Saubere Luft, Wärmerückgewinnung, sorgsamer Umgang mit der Umwelt – das sind Komponenten, die man traditionell nicht unbedingt mit einem Zementwerk verbindet. Aber in den letzten Jahren hat die österreichische Branche enorm aufgeholt und damit die Nachhaltigkeit des Baustoffs Beton wesentlich gesteigert. Vorläufiger Höhepunkt: In Kirchdorf an der Krems steht das emissionsärmste Zementwerk der Welt!

In Kirchdorf dachte man schon immer ein bisschen anders: Weil sich das Zementwerk Hofmann nur in sechshundert Meter Entfernung vom Ortzentrum befindet, legte man von Anfang besonderen Wert darauf, die Emissionen in Grenzen zu halten. Bereits seit rund 130 Jahren wird dort Zement produziert – und schon lange unternimmt das Management zahlreiche Maßnahmen, um die Belastungen für die Umwelt auf ein Minimum zu reduzieren. Als sich das Umweltbewusstsein in der öffentlichen Wahrnehmung zu etablieren begann, war der sorgsame und schonende Umgang mit Umwelt und Ressourcen hier längst selbstverständlich.

Auch Sicherheitsstandards auf Rekordniveau

Aus dieser Geschichte heraus setzte man sich im Jahr 2010 ein neues Ziel: Nichts weniger als das ressourcenschonendste und emissionsärmste Zementwerk weltweit sollte in Kirchdorf stehen, wobei natürlich auch die Sicherheitsstandards gleich einen neuen europäischen Rekord aufstellen sollten. Kreatives Denken, unbändiger Wille und bestes technisches Knowhow ergaben schließlich ein ausgeklügeltes Verfahren namens DeCONOx.

Mithilfe dieses inzwischen preisgekrönten Verfahrens konnte eine weltweit einzigartige Anlage zur industriellen Abluftreinigung und Wärmerückgewinnung installiert werden. Dabei wird Energie aus der anfallenden Abluft genutzt, um weitere Schadstoffe wie Stickoxide oder organische Verbindungen abzubauen. Besonders raffiniert: Die Restenergie wird in den Produktionsprozess zurückgeführt und über eine Wärmerückgewinnung ausgekoppelt! So kann Abwärme von rund zwanzig Gigawattstunden jährlich über ein Fernheizkraftwerk als Fernwärme für mehr als eintausend Haushalte in Kirchdorf und Umgebung genutzt werden.

„Perfekte Ausrichtung oberösterreichischer Energiepolitik“

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Das Kirchdorfer Werk – besonders emissionsarm

Als die neue Anlage am 29. September 2016 offiziell und feierlich in Betrieb genommen wurde, war auch Wirtschaftslandesrat Dr. Michael Strugl vor Ort. „Mit dieser zukunftsweisenden Anlage zur Abluftreinigung und Wärmerückgewinnung“, betonte Dr. Strugl bei der Eröffnung, „spiegelt das Kirchdorfer Zementwerk perfekt die neue Ausrichtung der oberösterreichischen Energiepolitik wider“. Denn die künftige oberösterreichische Energiestrategie, so der Wirtschaftslandesrat weiter, „sieht vor, den Klimaschutz mit einer starken Standortorientierung zu verbinden“.

In Kirchdorf an der Krems sind historische technische Innovationen allerdings keine Seltenheit. Bereits 1997 wurde hier der weltweit erste Pilot-Katalysator in der Zementindustrie in Betrieb genommen. Logisch also, dass in den folgenden Jahren besondere Aktivitäten und Maßnahmen speziell im Hinblick auf Schadstoffausstoß und Luftreinhaltung getroffen wurden. Die jetzige Großanlage zur Abluftreinigung mit der neuartigen DeCONOx-Technologie, die übrigens gemeinsam mit dem oberösterreichischen Anlagenbauer Scheuch entwickelt wurde, stellt nun folgerichtig wieder einen wesentlichen Schritt zur Zukunftsgestaltung dar. Für Mag. Erich Frommwald, Geschäftsführer des Kirchdorfer Zementwerks Hofmann, eine logische Entwicklung – und die Folge bestens überlegter Investitionen: „In den vergangenen fünfzehn Jahren haben wir bereits über 23 Millionen Euro in den Umweltschutz investiert. Die DeCONOx-Anlage ist nun das Highlight einer langen Reihe von Maßnahmen, die unseren Betrieb zum emissionsärmsten Zementwerk nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt machen!“

Zeitweise vollständiger Verzicht auf fossile Rohstoffe

Was das neue System so einzigartig macht, ist unter anderem die Kombination verschiedener Vorteile: So werden hier die Stärken eines Reingaskatalysators mit der Regenerativen Thermischen Oxidation (RTO) innerhalb einer Anlage ideal miteinander verbunden. Die Folge: minimaler Ausstoß von Stickoxiden, organischen Kohlenstoffverbindungen und Kohlenmonoxid, dazu kommen niedrige Betriebskosten und ein enorm verringerter Energiebedarf. Mag. Erich Frommwald: „Die neuartige Technologie ermöglicht es uns, zeitweise vollständig auf fossile Energieträger zu verzichten sowie durch Einsatz von geeigneten Recyclingstoffen wie Altsand oder Ziegelsplitt wertvolle Rohstoffe einzusparen.“ Als Traditionsunternehmen übernimmt das Zementwerk auch Verantwortung für die Zukunft: „Wir fühlen uns verpflichtet, auch nachfolgenden Generationen gegenüber verantwortungsvoll zu handeln“, so der Geschäftsführer, „und sind stolz darauf, neue Standards für die Zementproduktion zu setzen.“

Als die neue Anlage in den Regelbetrieb ging, wurde das mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Ein Jahr ist das her – und noch immer freut man sich in Kirchdorf über die historische Dimension. Schließlich steht hier nach wie vor das umweltfreundlichste Zementwerk der Welt! Und das will etwas heißen, wo die Zement- und Betonproduktion heute sowieso schon sehr nachhaltig ist!

Fotos: Drei der fünf Reaktionstürme beim Zusammenbau (Beitragsbild)/Luftbild Zementwerk Kirchdorf