Hundert zeitgenössische Betonbauten – ein neues Standardwerk

“100 Contemporary Concrete Buildings” – bei diesem Titel glaubt man doch ziemlich genau zu wissen, was einen erwartet. Und doch überrascht das gewaltige zweibändige Werk immer wieder. Selbst für Branchenkenner wartet es mit ungewöhnlichen Erkenntnissen auf.

Hundert Beton-Bauwerke unserer Zeit, das sind hundert sehenswerte Gebäude. Nun ist es längst kein Geheimnis mehr, dass Beton nicht nur der meistverwendete Baustoff ist, sondern auch der vielseitigste. So berichtet Beton Österreich etwa auf der Facebook-Seite immer wieder von außergewöhnlichen Bauwerken, die ohne den Baustoff Beton überhaupt nicht denkbar wären.

Wer nun also die österreichische Beton-Facebook-Seite regelmäßig besucht, kennt sogar einige der in diesem Doppelband vorgestellten Bauwerke. Man merkt hier schon beim ersten Durchblättern: In einem Band wäre die Fülle an Gebäuden, Fotos und Informationen gar nicht unterzubringen gewesen.

Autor Philip Jodidio stellt die hundert jüngeren Bauwerke aus aller Welt detailliert, aber kompakt vor, was vor allem Leuten gefallen dürfte, die in ihrem Beruf oder privat viel mit dem Baustoff zu tun haben. Der Taschen-Verlag ist ja sowieso für gewaltige Werke bekannt, und dieses hier ist genau das: gewaltig.

Vom Steingemisch zum Hochleistungs-Baustoff

Viele großformatigen Fotos machen die über 700 Seiten zu einem faszinierenden Bilderbuch. Aber es geht um mehr: Schon die ausführliche Einleitung zur Geschichte des Materials und seiner Entwicklung liest sich spannend. Hier erfährt auch der Laie, wie sich Beton vom einfachen Steingemisch zum Hochleistungsbeton entwickelt hat, der heute bei einer nachhaltigen Städte- und Infrastrukturplanung eine absolute Hauptrolle spielt.

Jedes einzelne Bauwerk wird umfassend beschrieben – so etwa das stromlinienförmige Verwaltungsgebäude Pierresvives in Montpellier oder das Kulturzentrum “Heydar Aliyev” im aserbaidschanischen Baku, das als eines der Hauptwerke von Zaha Hadid gilt. Eindrucksvoll ist auch das “Tadao Andos Roberto Garza Sada Centre for Arts” im mexikanischen Monterrey – und das “Reiulf Ramstadts Selvika National Tourist Route” in Norwegen. Jedes einzelne der vorgestellten Bauwerke zeigt, wie flexibel der Baustoff Beton verwendet werden kann: fließend, formbar, individuell.

Wichtig für Fachleute und Laien

Neben den wirklich gelungenen Fotografien bietet der schwere Doppel-Wälzer immer auch Schnitte, Grundrisse und gehaltvolle Kurzbeschreibungen der Projekte. Kurzbiografien der Architekten runden die Veröffentlichung ab. Das ist für Fachleute und interessierte Laien gleichermaßen wichtig, denn darunter finden sich Ikonen wie Herzog & de Meuron und Steven Holl, aber auch Newcomer wie die Russen von SPEECH. Ebenso präsentiert werden kommende Stars der internationalen Architekturszene, zum Beispiel Rudy Ricciotti aus Frankreich. Zu Wort kommen zudem Künstler wie James Turrell, der die Rotunde von Frank Lloyd Wrights Guggenheim-Museum in New York zum Schauplatz einer seiner eindrucksvollsten Arbeiten machte.

100concrete_cover

Am stärksten beeindrucken aber die farbigen Fotos. Sie zeigen, dass sich der Blick auf den Baustoff Beton verändert hat und weiterhin verändern wird. Heute verfügt der Baustoff in weiten Kreisen der Bevölkerung längst über ein positives Image – von der Stadtentwicklung über öffentliche Plätze bis hin zur luxuriösen Ingenieurskunst und zum sozialen Wohnungsbau. Dieses umfangreiche und in jeder Hinsicht überzeugende Buch untermauert das – und wird nicht nur deswegen sicher schon bald zu den Standardwerken zählen.

100 Contemporary Concrete Buildings
Philip Jodidio
Hardcover, 2 Bände im Schuber, 24,0 x 30,5 cm,
730 Seiten, € 39,99
ISBN 978-3-8365-4767-3
(Deutsch, Englisch, Französisch)