Bauteilaktivierung: Ganzjährig klettern im Wohlfühlklima

Die Kletterhalle Saalfelden am Steinernen Meer besticht durch ihren fast 19 Meter hohen Kletterturm, vor allem aber durch eine energietechnische Höchstleistung. Dank einer besonderen Eigenschaft des Baustoffs Beton wird die Halle komplett über eine Bodenplatte mit Bauteilaktivierung beheizt.

In Österreich wurde schon immer viel geklettert. Nicht nur die Berge locken die Kletterer, denn in vielen Hallen können Sportbegeisterte ganzjährig ihre Künste unter Beweis stellen. Jetzt gibt es in Saalfelden im Salzburger Land eine ganz besondere Kletterhalle, die ganzjährig mit angenehmer Atmosphäre lockt – und mit konstanten Temperaturen zwischen 17 und 20 Grad. Selbst dann, wenn die Außentemperaturen im zweistelligen Minusbereich angekommen sind!

Das Besondere bei der modernen Kletterhalle ist, dass dieses perfekte Sportklima ohne von außen zugeführte Energie erreicht wird. Auf dem Dach installierte großflächige Solarkollektoren versorgen eine Bodenplatte aus Beton. Diese 52 Zentimeter dicke Betonplatte hat es in sich: In ihr wurden Kunststoffrohre verlegt, durch die Wasser fließt, das wiederum von der Solaranlage erwärmt wird. Die Platte ist also ein massiver Betonkern, der die Wärme perfekt speichert.

Innovatives Energiekonzept: Langzeitspeicher Beton

Beton hat eine Eigenschaft, die für die Energieversorgung der Zukunft optimal ist: Er speichert Wärme sehr lange und gibt sie ganz langsam an den Raum ab. In der Architektur nimmt die Bauteilaktivierung eine immer größer werdende Bedeutung ein, da die abgegebene Wärme wie bei einem Kachelofen den Raum gleichmäßig und angenehm heizt – und weil Beton als kostengünstiger Langzeitspeicher alle Vorteile ausspielen kann. So können dauerhaft fossile Ressourcen gespart werden, zumal Beton als mineralischer Baustoff mit regionalen Rohstoffen produziert wird.

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Dass die Energieversorgung mit Bauteilaktivierung auch in einer derart hohen Halle problemlos funktioniert, war dem verantwortlichen Energieberater Harald Kuster vom Unternehmen „FIN – Future Is Now Kuster Energielösungen GmbH“ sofort klar: „Der Wärmespeicher Beton bietet einerseits die Möglichkeit, solare Gewinne aus der Sommerperiode in die Heizperiode zu transferieren, und hat andererseits den Vorteil, im Herbst und Winter schon jahreszeitbedingte niedrige Wärmeeinträge optimal aufzunehmen.“ Mit den über 150 Kubikmeter Beton wurde das ausgegebene Ziel mehr als erfüllt: Nach Abzug aller Förderungen für dieses innovative Heizkonzept lagen schon die Investitionskosten unter den Kosten der ursprünglich angedachten Heizungsanlage mit Verbrennungstechnik.

„So gut wie keine Wartungskosten“

Das begeistert auch Georg Kysela, Geschäftsführer der Sporteinrichtung. „Nicht nur, dass keine Energiekosten für den Heizbetrieb anfallen, durch das intelligente Haustechnikkonzept entstehen so gut wie keine Wartungs­ und Instandhaltungskosten“, schwärmt der Ingenieur. Fasziniert ist er auch von der Tatsache, dass es vom Bereich der Kopfhöhe bis unter das Hallendach während des gesamten Winters eine Temperaturdifferenz von maximal einem Grad Celsius gibt. Energieberater Kuster: „Dieser Effekt wurde von vielen Besuchern, aber auch von nationalen und internationalen wissenschaftlichen Delegationen mit großem Interesse wahrgenommen.“

Bauteilaktivierung als Zukunftsmodell

Die in der gesamten Halle ausgeglichene Raumtemperatur sieht auch Dr. Frank Huber, Geschäftsführer der Zement und Beton Handels- und WerbegsmbH und Partner von Betonmarketing Österreich, als vorbildliche Leistung: „Bei den meisten Bauten mit Bauteilaktivierung werden Decken und Wände mit Rohren ausgestattet, um das perfekte Wohlfühlklima zu erreichen,“ so Huber, „hier aber ist nur die Bodenplatte aktiviert. Und das allein reicht schon aus, dieses hohe Gebäude gleichmäßig zu beheizen und so eine sehr angenehme Atmosphäre für die Kletterer zu schaffen.“ Huber sieht daher die Bauteilaktivierung weiterhin auf dem Siegeszug: „Die Tatsache, dass Beton als nachhaltiger Baustoff eine so kostengünstige und innovative Methode zum Heizen und Kühlen von Gebäuden ermöglicht, spricht eindeutig für die Zukunftsfähigkeit des Baustoffs. Bei fachgerechter Planung und Ausführung stellt die Bauteilaktivierung eine umweltschonende, wirtschaftlich interessante Alternative zu herkömmlichen Anlagen dar.“

Beton kann also ganzjährig die Klimaanlage ersetzen. Im Sommer nämlich kühlt die Bodenplatte die gesamte Kletterhalle in Saalfelden angenehm ab, sodass die Temperaturen übers ganze Jahr kaum schwanken. Das freut nicht nur Energieberater, die Betonbranche und Betreiber. Nutznießer sind schließlich vor allem die zahlreichen Kletterer, von denen manche einen großen Teil ihrer Freizeit in der Kletterhalle verbringen – bei konstant angenehmem Klima.

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