Beton: Anwendungs-Baustoff für ehrgeizige Projekte!

Für die meisten Menschen scheint das eine klare Sache zu sein: Beton ist schwer. Rein optisch nehmen wir den Baustoff als äußerst schwergewichtig und damit natürlich auch stabil und tragfähig wahr. Das ist auch durchaus richtig – aber eben nicht die ganze Wahrheit.

 

Denn der Baustoff Beton kann einerseits als äußerst schwerer Strahlenschutzbeton Röntgen- und Gammastrahlen abschirmen. Andererseits kann er ganz filigran sein: So schaffen Designer aus Beton beispielsweise grazile Kaffeetassen, weil der Kaffee darin einfach länger heiß bleibt. Entscheidend ist also nicht unbedingt das Gewicht – Beton lässt sich sehr leicht verarbeiten! Dafür gibt es faszinierende Beispiele.

Die Vielseitigkeit von Beton zeigt sich gerade da, wo höchste Flexibilität gefragt ist. Mal sehr schwer, mal leicht, mal dünn – selbst extrem schlanke Teile sind möglich. Da Beton aus einer Reihe verschiedener Materialien hergestellt wird, die je nach den geforderten unterschiedlichen Eigenschaften miteinander kombiniert werden, gibt es für die Flexibilität kaum Grenzen.

Beispiel Treppe: schlank, filigran, tragfähig

Ein schönes Beispiel dafür, dass Beton unterschiedliche geforderte Eigenschaften miteinander kombinieren kann, zeigt die hier abgebildete Treppe. Hier kam Faserbeton zum Einsatz. Bei diesem besonderen Baustoff verbessern zugegebene Spezialfasern die Eigenschaften. Das erhöht die Zugfestigkeit und die Duktilität – das ist die Fähigkeit, sich bei großer Belastung entsprechend stark plastisch zu verformen. Faserbeton macht also einiges mit, wo andere Baustoffe längst reißen oder brechen würden. Das heißt auch, dass Beton für baulich sehr ehrgeizige Projekte der ideale Werkstoff ist.

Poröser Beton für umweltgerechtes Pflastern

Je nachdem, wie die Zutaten für Beton zusammengestellt werden, kann er absolut dicht und undurchlässig sein – oder porös. Für porösen Beton gibt es durchaus gezielte Einsatzmöglichkeiten: Wenn bei der Neugestaltung eines öffentlichen Platzes Niederschläge gleich vom Untergrund gefiltert werden sollen, wenn im Umkreis eines Brunnens keine Pfützen entstehen sollen – dann ist mit porösem Beton genau der Stoff gefunden, der den Grund nicht komplett versiegelt. Planer können dabei genau definieren, wo Wasser – und Luft – durch die Pflastersteine kommen darf und wo nicht.

Wird Porosität als Qualitätskriterium gefordert, sind auch hier viele Unterarten möglich. Die Arten der Poren unterscheiden sich in ihrer Entstehung und in der Wirkung voneinander: je poröser der Beton, desto geringer die Festigkeit. Auch die Elastizität verringert sich natürlich! Es gibt verschiedene Arten von Poren für unterschiedliche Anwendungsgebiete. So gibt es zum Beispiel neben Gel-, Schrumpf- und Kapillarporen auch Verdichtungsporen. Die entstehen durch unzureichende Verdichtung des Betons nach dem Einbau – und das kann durchaus erwünscht sein. Denn diese Poren haben großen Einfluss auf die Festigkeit des Werkstoffs.

Leicht, schwer, flexibel: Beton passt perfekt

Ob Leicht- oder Schwerbeton, das hängt in erster Linie vom Raumgewicht ab – also von der Trockenrohdichte. Leichtbeton wiegt bis maximal 2000 kg/m³ und wird im Wesentlichen mit fünf Zutaten hergestellt, genannt „Zuschlagsarten“: Blähton, Blähglas, Ziegelsplitt, Polystyrol – und Luft. Auch Natursand ist denkbar. Leichtbeton empfiehlt sich für Fertigteile, Mauern und Transportbeton.

Schwerbeton ist da natürlich ein ganz anderes Kaliber. Das hohe Raumgewicht wird durch schwere Gesteinskörnung erreicht – das sind hauptsächlich Baryt, Ilmenit, Magnetit, Hämatit oder Schlacken. Für den Strahlenschutz kommen u. a. auch Limonit, Colemanit und Borcarbid zum Einsatz.

Ganz leicht kann Beton allerdings auch sein. Die erstaunliche Vielseitigkeit zeigt vielleicht am besten das folgende Beispiel: Bei entsprechender Produktion kann Beton inzwischen sogar schwimmen! Neueste Entwicklungen gehen bei Hafenanlagen genau in diese Richtung – Schwimmbeton kann bestens Pontons aus Stahl ersetzen.

Dass Beton auch äußerst grazil sein kann, zeigt sich immer stärker bei Designer-Messen und Ausstellungen: Haushaltsgeräte, Utensilien, Geschirr – selbst Dinge für den alltäglichen Gebrauch können heute aus Beton hergestellt werden. Und das, ohne schwer und plump zu sein. Im Gegenteil, wie so manche Designer schon bewiesen haben … Mit anderen Worten: Die Möglichkeiten für Beton sind schier endlos!