Ideal gelöst: Kufsteins neuer Platz am Inn

Eine neue Relaxzone für Kufstein: Noch vor kurzem hatte man an der Durchfahrt am Fischergries das Gefühl, am Ende der Stadt angelangt zu sein. Heute eröffnet sich hier ein neuer Platz. Er ist Teil eines multifunktionalen Stadtentwicklungsprojekts, das die Altstadt Kufsteins neu beleben soll.

„Die Bauherrschaft war schnell überzeugt, dass ein öffentlicher Platz an dieser Stelle sinnvoll ist,“ sagt Architekt Daniel Fügenschuh, der die Ausschreibung für das Großprojekt 2007 gewann. Schließlich lebt eine Stadt von Freiräumen. Und: „Durch den Platz ist die Stadt wieder mit dem Inn in Verbindung getreten.“

Kufstein liegt am Ausgang des alpinen Inntals beiderseits des Inns. Jetzt kann dieses „Inn-Gefühl“ neu erlebt werden. Der neue Platz bietet mit rund 3.000 Quadratmetern viel Freifläche für Veranstaltungen, Erholung und Stadterlebnis. Es ist ein Platz für alle – Bürger und Besucher, Fußgänger, Radfahrer wie Autofahrer. Hier wurde ein Shared Space entwickelt, das heißt, alle Verkehrsteilnehmer sind gleich berechtigt. Es gibt keine Fahrspuren und keine Gehsteige, der Platz ist durchgängig mit einem Material gedeckt. Eine gewisse Verkehrsleitung gibt es dennoch: Mit Baumgruppen wurde eine Art Verkehrsinsel geschaffen.

Ideal für diese Projekt: ein Betonstein mit Rohstoffen aus der Region 

Täglich passieren hier Autos, Radler, Anlieferverkehr sowie etwa 50 Busse. Bei einem relativ stark befahrenen Platz wie diesem ist die richtige Auswahl des Bodenbelages besonders wichtig – nicht nur für die Optik, sondern auch für die Funktion. Das Material muss selbst die Belastung von schwer beladenen LKWs aushalten und dabei langlebig sein. Ein Betonstein überzeugte Architekt wie Bauherren. Der Clou dabei: „Für die Herstellung haben wir kein Material von weit her importiert, sondern Rohstoffe aus der Region verwendet,“ erläutert Pflastermeister Jochen Wieser vom Betonwerk Rieder. Der Zuschlagstoff ist ein Diabas, ein grünliches dunkles Gestein, das aus der Nähe von Kufstein stammt. Er macht auch die dunkle Färbung der Betonplatten aus. „Ein sehr empfehlenswerter Farbton für einen innerstädtischen Platz mit höchsten Ansprüchen,“ sagt Architekt Fügenschuh.

Der Platz ist damit modern gestaltet und fügt sich gleichzeitig gut in das Stadt- und Landschaftsbild ein. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Festung Kufstein, die Berge rundherum und natürlich den Inn. Durch die westliche Ausrichtung kann man am Platz auch abends die Sonne genießen. Dann schaltet sich langsam die Beleuchtung ein. Es sind LED-Lampen, die sich in Lichtstärke und Farbton an das natürliche Licht anpassen. Außerdem können sie auch in verschiedensten Farben – sogar in Pink – leuchten, so auch beim Wasserspiel. Beton und Licht erzeugen eine harmonische Atmosphäre, wie man auf den Sitzstufen aus Beton und in den Gastgärten spürt.

Die Betonplatten sind schön – und auch clever! 

Der Blick schweift über großformatige Betonplatten und gleitet über deren grobe Körnung. „Die Oberflächen der Betonsteine wurden geschliffen und dann gestockt. So kommt der eingeschlossene Naturstein richtig zur Geltung,“ sagt Pflastermeister Wieser. Ein lebendiges Flair entsteht durch die Verwendung von unterschiedlichen Plattengrößen. Doch nicht nur die Optik der Platten aus Beton überzeugt, auch das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis und die sogenannte Maßhaltigkeit, die für das passgenaue Verlegen besonders wichtig ist.

Herrliche Erfrischung dank Bauteilaktivierung mit Beton 

Beton spielt auch für den Brunnen am Platz eine wesentliche Rolle. „Für die Fontänenanlage wird dabei kein Trinkwasser verschwendet,“ sagt Ingenieur Markus Atzl von den Stadtwerken Kufstein. Das Energiekonzept beginnt beim nahe gelegenen neuen Kaufhaus KISS, dem Kufsteiner InnenStadt Shopping. In diesem Gebäude sorgt die sogenannte Bauteilaktivierung mit Beton für ein angenehmes Klima. Dazu wird Grundwasser aus einem Tiefbrunnen je nach Bedarf hochgepumpt. Decken und Wände aus Beton speichern dessen natürliche Kühle und geben sie langsam an die Innenräume weiter. Bevor das Wasser in den Inn abgeleitet wird, sorgt es ein zweites Mal für ein gutes Klima: Es spritzt auf dem Platz am Fischergries aus sieben Düsen empor. „Dabei sieht man, wie viel Kühlung im KISS gerade erfordert wird,“ sagt Architekt Fügenschuh. An heißen Tagen wird im Kaufhaus mehr Grundwasser zur Kühlung gepumpt. Bis zu acht Meter hoch spritzt das Wasser dann aus dem Boden. An kühlen Sommertagen misst die Säule nur etwa einen halben Meter. Eine clevere Lösung, die nicht nur ökologisch ist, sondern auch Spaß macht.

Ein voller Erfolg!

Auch sonst ist auf dem Platz viel los. Er ist bereits zum beliebten Treffpunkt für Gäste und Einheimische geworden. In dem kleinen Lokal Weißwurst-Siederei genießt man heimische Spezialitäten. Wer es lieber mediterran mag, geht ins Miro. Aber auch wer nicht einkehren will, kann hier verweilen. „Bänke und Tische wurden installiert, damit die Leute dort rasten können“, sagt Atzl. Aus hellem Zirbenholz gefertigt bieten diese einen reizvollen Kontrast zu den dunklen Betonpflastersteinen. Und sind besonders interessant auch für Radler, die über den Innradweg vorbeikommen und ihr Picknick auspacken. Wer mag, kann gleich daneben spielen: mit dem großen Boden-Schachbrett oder Boccia bei der Sandbahn.

Früher haben am Fischergries noch die Fischer angelegt. Doch vielleicht kommt die Schifffahrt mit der Wiederbelebung dieses Ortsteils wieder. Man darf am Inn sitzen und in die Zukunft träumen.

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