Innovative Produktionsstätten: Kostensparend, umweltschonend, bauteilaktiviert

Das Tiroler Handelsunternehmen MPREIS ist bekannt für die beispielhaften, mehrfach ausgezeichneten und international anerkannten Green-Building-Supermärkte.  Jetzt zeigt sich MPREIS auch bei den Produktionsgebäuden in Völs bei Innsbruck als Vorreiter für maximale Energieeffizienz.

Ein durchdachtes Zusammenspiel von Bauweise, Bauteilaktivierung, Wärmeschaukel und Alternativenergien reduziert die Energiekosten auf ein Minimum und leistet damit auch einen aktiven Beitrag für unsere Umwelt: Auf einem neu erschlossenen Betriebsgelände im Grünen, nahe der Unternehmenszentrale, entstand ein Gebäudekomplex mit zwei Produktionsstätten: der Bäckerei Therese Mölk und der Alpenmetzgerei.

EinTechnikgebäude das die jeweiligen Verwaltungsbereiche integriert und miteinander verschneidet, bildet das Verbindungselement der beiden Baukörper. Für die von ATP architekten ingenieure integral geplante Anlage wurden insgesamt ca. 25.000 m³ Beton und 2.500 Tonnen Stahl verbaut und 45.000 m² Schalung errichtet. Nach zwölfmonatiger Bauzeit ging die Bäckerei bereits im April 2013 in Produktion, die Metzgerei wenig später. Im Mai 2013 wurden die Büroräumlichkeiten bezogen.

Zwei Funktionen – zwei Sprachen

Die beiden Werke, umgeben von einer naturbelassenen, alpinen Blumenwiese, sprechen funktional und gestalterisch zwei Sprachen. Fichtenschindeln bedecken wie eine krustige Haut die gesamte Fassade der Bäckerei. Vertikale Fensterbänder unterbrechen das Volumen und wirken damit der üblichen Härte und Monotonie von Industriefassaden entgegen. Büro und Konditorei sind nach additivem Prinzip auf die Produktion aufgesetzt. Im Gegensatz dazu zeigt sich die Fassade der Alpenmetzgerei wie ein messerscharfer Metallblock mit harten Kanten: Vollverspiegelte, blankgeglühte, kaltgewalzte Metallpaneele umfassen die verschiedenen Bereiche der Fleisch-Produktion, inklusive der Büros. Das verbindende Technikgebäude, ein verspiegelter Monolith, beinhaltet neben den technischen Einbauten auch noch Empfang, Schulung und Verkauf und wird über eine Brücke vom Parkplatz aus erschlossen.

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Ausgeklügeltes Energiekonzept

Unter Einbeziehung von Alternativenergien, einer Photovoltaikanlage mit 500-Kilowatt-Peak und eines eigens errichteten Blockheizkraftwerks mit einer Leistung von 897 kW, wird die zentrale Energieversorgung von Metzgerei und Bäckerei sichergestellt. Der gesamte Kältebedarf für die Raumklimatisierung erfolgt über das Grundwasser, damit werden rund 85 % der elektrischen Energie für Kühlung und 25 % für die Abführung der Abwärme aus Industriekälte eingespart.

Zwischen Bäckerei und Metzgerei wurde eine Wärmeschaukel installiert. Durch die Wärmerückgewinnung aus den Kälteanlagen, der Nutzung der Abwärme aus den Backöfen und Wärmeerzeugern für Dampf und Thermoöl können ca. 75 % des erforderlichen Jahreswärmebedarfs abgedeckt werden. Dabei wird die überschüssige Energie in den Schwachlastphasen in große Energiespeicher gepuffert und als Spitzenlast wieder abgefahren.

Durch die Form der Architektur kann im Bürotrakt vollständig auf Sonnenschutzmaßnahmen verzichtet werden. Die gesamte Außenbeleuchtung ist mit dimmbaren, über Helligkeitssensoren gesteuerten LEDs ausgeführt, die in der Nacht Energie einsparen.

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Mehr Komfort durch Strahlungswärme

Zur Beheizung und Kühlung der Büroräumlichkeiten wurden die Betondecken bauteilaktiviert und damit die thermische Speicherkapazität von Beton genutzt. „Die Bauteilaktivierung hat sich als wirtschaftliches und ökologisches System zur Flächenheizung und Flächenkühlung etabliert und war in diesem Fall eindeutig die beste Lösung“, so Heinz Unterweger, Projektleiter TGA-Planung von ATP architekten ingenieure. „Sie ermöglicht einen geringen Energieverbrauch und bietet, bedingt durch die Strahlungswärme bzw. die sogenannte stille Kühlung, ein hohes Maß an thermischer Behaglichkeit. 85–90 % der gesamten Büroflächen werden durch Bauteilaktivierung beheizt bzw. gekühlt, einzelne exponierte Bereiche sind zusätzlich mit Fußbodenheizung ausgestattet, die im Sommer auf Kühlung umgeschaltet werden kann.

„Um diese Einsparungen zu erreichen sind Faktoren wie Bauweise, Auswahl des Baumaterials, Anteil der transparenten Flächen, ausreichende Isolierung der Gebäudehülle und außenliegender Sonnenschutz ganz wesentliche Faktoren“, so Unterweger. Die komfortable Energieübertragung für die Beheizung und Kühlung der Räume wird nach erprobten Jahren auch vom Bauherrn bestätigt.

 

Flexible Raumteilung

Ein wesentlicher Faktor bei der Planung von Büroflächen ist die Flexibilität der Raumeinteilung. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben die Architekten einen Raster mit einer Breite von 140 cm zur Verlegung der Bauteilaktivierung entwickelt, der im harmonischen Zusammenspiel mit der Einteilung der Fassade funktioniert. So kann die Konfiguration der Büroräume dem Bedarf entsprechend adaptiert werden. Durch die Gegensätze der rauen Materialität thermisch aktivierter Sichtbetondecken und der Weichheit textiler Vorhänge entsteht optisch wie haptisch eine fast wohnlich inspirierende Raumatmosphäre.